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Ich habe dieses Jahr Geld vom Staat bekommen. Aber nicht, weil ich Arbeitslosengeld beansprucht hatte, sondern, weil der Staat ein Projekt von mir finanziell unterstützte. Ich möchte euch kurz erzählen, wie das so ablief.

Woher wusste ich von diesem Stipendium?

Anfang des Jahres wurde ich über eine Instagram Story auf ein Stipendium aufmerksam gemacht. Eine Bekannte meinte, dass der bayerische Staat damit auch Comicprojekte fördern würde und schon wurden meine Augen groß. Vielleicht war das endlich die Chance meine Geschichte zu veröffentlichen, die mir schon seit einer Ewigkeit im Hirn rumspukte. Ich nahm also allen Mut zusammen, denn der Selbstzweifel war wie immer groß und machte mich daran den Bewerbungsbogen des Stipendienprogramms des Freistaats Bayern „Junge Kunst und neue Wege" auszufüllen.

Das war gar nicht so einfach, denn die Textfelder waren teilweise auf tausend Zeichen beschränkt. Das eigene Projekt zu einem so komplexem Thema in dieser Kürze zu beschreiben, war gar nicht so leicht. Ich zerbrach mir darüber ein zwei Tage den Kopf und drückte letztendlich auf den „Senden“-Knopf des Formulars. Ich dachte mir: „Wird schon schief gehen.“

Worum soll es gehen?

In meinem Comic „Pimmel & Pummel - Wenn der Penis flöten geht“ geht es um Eberhardt Pummel. Dieser ist ein alter weißer Cis-Mann mit einem übergroßen Ego. Doch als ihm nach einem One-Night-Stand der Penis abhaut, verliert er dieses und macht sich sehr unsicher auf die Suche nach seiner Männlichkeit. Ich möchte in diesem Comic toxisches Verhalten darstellen, anprangern und zeigen, dass es möglich ist sich zu ändern. Dieses Thema ist mir auch persönlich sehr wichtig.  Auch ich frage mich schon immer, was denn eigentlich männlich ist und ob diese gesellschaftlichen Messwerte zu mir passen.

Wie ging es dann weiter?

Nach der Bewerbung vergingen etliche Tage. Als ich schon nicht mehr damit gerechnet hatte, überhaupt eine Antwort zu bekommen, war in meinem Postfach eine Email. Mir wurden noch einige Fragen zu meinem Projekt gestellt und nach einigem Hin und Her konnte ich alle offenen Fragen klären. Die größte Unklarheit schien dabei der Punk der finanziellen Mittel zu sein. Wofür braucht denn der Comiczeichner Geld? Meine Antwort darauf war, entweder ich kann mich auf das Projekt konzentrieren und darf das Stipendium auch für meine täglichen Ausgaben nutzen, oder ich muss meine Bewerbung zurückziehen, denn neben der Kundenarbeit würde ich es nicht schaffen.

Nachdem wir das geklärt hatten, bekam ich am nächsten Tag tatsächlich die Zusage und sprang vor Freude herum, wie ein Hase im Schnee. Zu dem Zeitpunkt war auch schon klar, dass ich meinen Job im Waldkindergarten aufgebe. Da kam mir das Stipendium auch gerade recht. 

Ich begann also mit den Vorbereitungen. Ich kaufte ein Notizbuch und fing an zu schreiben. Erstmal alles raus aus meinem Kopf, was da so drinnen steckt. Lieber schlecht anfangen und später verfeinern, war die Devise. Genau das habe ich dann auch getan. Ich habe die Story vier oder fünf mal überarbeitet, bis ich endlich zufrieden war.

Auszug aus meinem Notizbuch

Ich möchte mich hier auch schonmal bei Jan Rösler und Lea Schumm bedanken, die mich inhaltlich und strukturell unterstützt haben. Die beiden haben mir sehr dabei geholfen, die Charaktere glaubwürdig zu machen und meinen Blickwinkel auch mal ein wenig zu verschieben.

Skizzen zu Pimmel und Pummel

Ich habe dann das ganze Comic einmal Seitenweise aufgeschrieben und danach vorgescribbelt. Das bedeutet alle Seiten sehr grob gezeichnet. So, dass ich ein Gefühl dafür bekommen konnte, wie die Seiten aufgebaut werden müssen, welche Panels auf welche Seite gehören und wie groß.

Nachdem das fertig war, ging es an die feinere Skizze und an die Reinzeichnung. Dazu musste ich alle Scribbles digitalisieren, da ich den Rest der Arbeit in Procreate auf dem iPad erledigte. Ich habe insgesamt bis jetzt knapp drei Monate in Vollzeit daran gearbeitet und bin noch immer nicht ganz fertig.

Ihr merkt also: So ein Comic recherchiert, schreibt, skizziert, zeichnet sich nicht von selbst. Da steckt verdammt viel Arbeit drin.

Links zum Thema

Im Zuge der Recherche bin ich auf diverse Medieninhalte gestoßen, da das Thema "Toxische Männlichkeit" gerade sehr präsent ist. Hier findet ihr einige Links, die vielleicht interessant sind.

Buchempfehlungen

Sei kein Mann: Warum Männlichkeit ein Albtraum für Jungs ist - JJ Bola

Toxische Männlichkeit. Erkennen, reflektieren, verändern. - Sebastian Tippe

Links

Was ist "Männlichkeit" heute? - Deutschlandfunk Nova

Hiphop und Männerklischees - Souverän und potent - Deutschlandfunk Nova

Klischees auf Leinwand - Stereotypen von Männlichkeit im Film - Deutschlandfunk Nova

Männlichkeit - Das Patriarchat der Dinge - Deutschlandfunk Nova

Skizzen zu Pimmel und Pummel

Wie geht es jetzt weiter?

Ich hoffe nun einen Verlag für mein Projekt zu finden. Das Comic besteht aus 40 Seiten, ich zwar noch nicht komplett fertig, dennoch bin mit dem bisherigen Ergebnis zufrieden. In diesem Comic steckt sehr viel Recherchearbeit, Herzblut und thematisches Eigeninteresse und ich hoffe es findet die richtigen Leser.

Leseprobe Seite 01/02
Leseprobe Seite 03/04


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