Oft ist es so, dass ich meinen Urlaub im Erzieherberuf dafür nutze, als Illustrator die Dinge aufzuarbeiten, die im Arbeitsalltag liegengeblieben sind. Doch für diesen Urlaub hatte ich mir zum Ziel gesetzt, keine Arbeit mit auf die Reise zu nehmen. Einmal richtig Füße hoch und Seele baumeln lassen.
Der Plan ging schon im Vorfeld nicht ganz auf, denn wie erwartet, bin ich nicht mit allen Aufgaben pünktlich fertig geworden. Dennoch war es mir möglich meinen Kunden zu kommunizieren, dass ich zwei Wochen im Urlaub bin und alle hatten Verständnis dafür. Ich konnte also mit gutem Gewissen nach Italien reisen.
Mit dabei waren Lea, Sylvia und Dominik. Lea ist CCO bei cabuu und freiberufliche Illustratorin/Animatorin. Sylvia und Dominik sind ebenfalls Illustrator:innen, die sehr talentiert sind und die ich um ihre zeichnerischen Qualitäten oft beneide. Aber genug der Schmeicheleien. Am Mittwoch packten wir also unseren kleinen Seat randvoll und fuhren gegen 22 Uhr gen Süden. Die Autobahnen waren frei und so kamen wir in einer Rekordzeit von nicht ganz 10 Stunden in Chianni an. Der kleine Ort liegt irgendwo zwischen Volterra und Pisa auf einem Berg. Von dort aus hatte man einen atemberaubenden Ausblick auf die umliegenden Städte und Dörfer. Nachts funkelten die Lichter in der Ferne und das Urlaubsgefühl stellte sich sofort ein.
Unser Ferienhaus war eine grüne Oase. Der liebevoll gestaltete Garten war mit vielen Sitzmöglichkeiten ausgestattet, die zum Zeichnen, Kaffeetrinken und Plaudern einluden. Das Haus hatte einen rustikal italienischen Charme und wir fühlten uns gleich zuhause.
Einzig der Weg zum Haus war abenteuerlich. Wir mussten mit unserem Leasingwagen eine unbefestigte, sehr steile Straße hinunterfahren. Wobei das Wort Straße wirklich ein euphemistischer Begriff für diesen Weg ist. Doch was am ersten Tag noch Todesängste bei allen auslöste, wurde schnell zur Routine, da wir fast täglich mit dem Auto dort hoch und runter fahren mussten.
Unser erster Tagesausflug führte uns nach Volterra. Um zu dieser Bergstadt und seiner historischen Altstadt zu gelangen, mussten wir endlose Serpentinen hinauf. Immer wieder überkam mich die Angst, hinter der nächsten Kurve frontal in einen LkW zu fahren. Diese Angst sollte sich auch bis zum Ende der Reise nicht legen.
Wir kamen in der grössten Mittagshitze in Volterra an. Typischer Touristenfehler. Aber wir wussten es noch nicht besser. Auch, dass wir den erstbesten Parkplatz nahmen, stellte sich bald als Fehler heraus. Denn wir mussten erstmal lange an einer viel befahrenen Straße auf einem engen Gehsteig zur Altstadt laufen. Dort angekommen, konnten wir aber doch recht schnell feststellen, dass sich der Weg gelohnt hat.
Die Engen Gassen Volterras boten für unsere Zeichnergruppe mehr als genug Motive. Wir schlenderten also erstmal durch die Stadt, genossen die Aussicht von der Stadtmauer und als wir dann einen kleinen Hunger verspürten, kehrten wir in einem kleinen Lokal in der Nähe des Foltermuseums ein.
Noch während der Bestellung holten die ersten die Zeichensachen raus und kurz darauf saßen wir alle da und pinselten in unsere Skizzenbücher. Die einen machten Aquarelle und die andere blieben bei Tuschzeichnungen. Da ich mir vorgenommen hatte wieder Italienische Häuser zu malen, begann ich mit der Aussicht auf unser Lokal und dem Gegenüberliegenden Modeladen. Dabei habe ich schnell gemerkt, wie lang ich schon keinen Pinsel mehr in der Hand hatte. Dennoch war ich mit dem Ergebnis zufrieden.
Nach einer kleinen Shoppingtour wollten wir noch an Flussbecken fahren, zum Schwimmen. Lea, die sich als unsere Reiseplanerin etablierte, suchte eine Route heraus, die uns um die Mautstraßen herum führen sollte. Leider war das keine so gute Idee, denn wir fanden uns plötzlich auf einer Straße wieder, die mich als Fahrer auf eine ungewollte Mutprobe stellte. Teilweise Grenzwerten befestigt und nahe an lebensgefährlichen Abgründen entlang, führte uns der Weg an verlassenen Villen und Höfen vorbei, die Prima als Kulisse für Psychothriller dienen würden.
Glücklicherweise kamen wir unbeschadet am Zielort an und mussten nur noch ein Stück gehen. Was wir aber nicht bedacht hatten, war, dass die anhaltende Dürre in der Toskana das Flussbecken stark ausgetrocknet hatte und so mussten wir doch etwas länger marschieren, bis wir an einer Stelle ankamen, an der das Baden überhaupt möglich war.
Dort war es recht idyllisch und wir blieben, schwammen und zeichneten dort, bis die Abendämmerung und ein kleines Gewitter kam. Damit endete der erste Ausflug unseres Urlaubs und auch dieser Blogartikel. Da ich mittlerweile meinen Job als Erzieher aufgegeben habe und komplett als Freiberufler arbeite, hoffe ich genug Zeit zu haben die restlichen Ausflüge nach Pisa, Sienna und co in weiteren Artikeln beschreiben zu können.