Wenn du jetzt "ja" gesagt hast, dann lies ruhig weiter, denn in diesem Blog-Artikel möchte ich mich mit dem Thema Social-Media-Verdrossenheit beschäftigen. Oder mich der Frage widmen: „Warum ist Social Media eigentlich so nervig geworden?“
Wir schauen also auf den IST-Zustand
bin Anfang dreißig, lebe in einer großen Wohnung in der Stadt, habe eine Partnerin, einen Job, ein Smartphone, ein Tablet und einen Computer. Heute alles ganz normal. Aber ich gehöre zu der letzten Generation, die einen Teil ihrer Kindheit und Jugend ohne das Internet gestalten musste und im Übrigen auch ohne ein eigenes Handy.
Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, wie sehr ich mich gegen ein solches Überwachungsobjekt meiner Eltern gewehrt habe. Und das ist heute eben nicht mehr ganz normal.
Ende der 90er stand dann ein Computer auch in unserem Keller im oberfränkischen Kaff. Der bekam dann später einen Internetanschluss mit einem Modem. Von diesem Keller aus startete ich meine ersten Gehversuche im Internet. Meine Freunde und ich bastelten Websites und chatteten dort in Gästebüchern - wenn man das so nennen kann. Später haben wir den Aufstieg und Fall mehrer Messanger-Dienste, wie ICQ oder AIM miterlebt. Damals waren diese Dienste das, was heute am ehesten an eine Social Media Plattform herankam. Vielleicht hätte sich das ein oder andere Produkt in ein soziales Netzwerk weiterentwickelt, wenn die Umstände anders gewesen wären.
Info: Hierzu habe ich letztens einen Podcast auf Spotify gehört, den ihr hier auf Spotify nachhören könnt.
Die ersten sozialen Netzwerke, die ich genutzt habe, waren MySpace und StudiVZ. Ich trauere dieser Zeit mit einer gewissen digital-nostalgischen Romantik hinterher. Ich habe das Gefühl, dass damals der Sozialkontakt doch noch mehr im Fokus stand. Heute steht in jedem zweiten Post ein Rabattcode, früher hat man sich noch gegenseitig zu Konzerten eingeladen. Es hat sich lokaler angefühlt als heute, obwohl beides im digitalen Raum stattfand.
Info: Beim Stichwort „lokal“ fällt mir spontan die Plattform lokalisten.de ein, bei der ich auch angemeldet war und die es seit 2016 nicht mehr gibt.
Wenn ihr euch jetzt denkt: „Oh Gott, fängt der Typ mit Anfang dreissig auch schon mit dem früher war alles besser Gelaber an.“ - dann mag das zum Teil berechtigt sein. Ich jammere aber nicht, weil ich die modernen sozialen Netzwerke nicht mag, sondern weil mir etwas fehlt.
Was fehlt mir?
Zur Zeit sitze ich oft da und denke über meinen eigenen Social-Media-Konsum nach. Warum mache ich das überhaupt? Für wen mache ich Instagram-Stories? Muss ich jetzt auch Reels machen? Will ich das machen? Macht mir Social Media Spaß? Das sind nur einige Beispiele von Fragen, die mir dabei durch den Kopf gehen.
Ich habe auf viele davon keine Antwort. Mit einer habe ich mich dennoch besonders beschäftigt. Warum sind Instagram, Facebook, TikTok, YouTube und wie sie alle heißen, so unglaublich nervig? Um das zu erklären, sollte man sich zuerst die Frage stellen, warum man soziale Netzwerke überhaupt benutzt.
Bin ich Konsument, will ich shoppen oder mich informieren, dann mag so eine Medienplattform wie Facebook oder Instagram noch funktionieren. Wenn ich allerdings die soziale Messlatte anlege, wird’s schon schwieriger. Als Jugendlicher war ich bei Myspace, weil es ein einfacher Weg war, die Leute in meinem erweiterten Dunstkreis zu erreichen, mit ihnen zu plaudern und Termine auszutauschen.
Ich wusste damals: Wir haben in zwei Wochen einen Gig in Vohenstrauß in der Oberpfalz, also habe ich alle angeschrieben, die dort in der Nähe wohnten und sie eingeladen. Oder wir haben die Flyer weitergesendet und die Leute haben wiederum anderen Bescheid gegeben. Das hatte noch einen gewissen Mund-zu-Mund Charakter. Das hat ganz gut funktioniert, weil die Community eng vernetzt war und man sich kannte.
Heute wittert jeder im Social Media seine große Chance. Aus den 15 Minuten Ruhm wurde die kurze Viralität. Doch dass das eine falsche Erwartung ist, zeigt das Beispiel Facebook. Als die Plattform in Deutschland in den Kinderschuhen stand, lockte eine hohe organische Reichweite und massig Interaktion auf jede Art von Post - und zwar für wirklich jeden!
Als die Plattform größer wurde, hat Facebook einen unternehmerischen Geniestreich begangen. Stell dir einen Wasserhahn vor, der ununterbrochen voll aufgedreht läuft. So war die organische Reichweite früher. Doch als genügen Nutzer auf Facebook waren, hat die Plattform den Hahn einfach zugedreht. Wenn man den Hahn wieder geöffnet haben wollte, musste man bezahlen und das ist auch heute noch so. Nur dass Facebook den Hahn für das gleiche Geld immer weniger weit aufdreht.
Was heißt das jetzt genau?
Vor einigen Jahren konnte man sich noch sicher sein, dass zumindest die eigenen Follower oder Freunde die geteilten Inhalte noch ausgespielt bekommen. Diese Zeiten sind vorbei. Auf Instagram, was ja bekanntlich auch zu Facebook gehört, bezahlt man mittlerweile schon dafür, dass der Beitrag in deiner Followerschaft ausgespielt wird und man zahlt zusätzlich dafür, dass die Reichweite darüber hinausgeht.
Und genau da liegt für mich der Hund begraben. Ich finde, das ist eine Frechheit! Für mich ist das ungefähr so, als würde mein Netzbetreiber sagen: „Sie haben die Nummer ihrer Mutter eingegeben. Für einen geringen Unkostenbeitrag von 5€ können sie sicher sein, dass Ihre Mutter den Anruf auch bekommt. Sagen Sie jetzt ja und Ihr Konto wird umgehend belastet.“
Eine Follower:in hat mit dem Betätigen des Folgen-Buttons zugestimmt, dass die Inhalte eines Creators relevant für die Person sind. Wieso also werden sie nicht ausgespielt? Das ist für jeden Medienschaffenden einfach nur frustrierend. Und auch ich fasse mir zurecht an den Kopf und frage mich warum ich überhaupt noch Inhalte auf sozialen Medien veröffentlichen sollte?
Eine gute Antwort habe ich dafür ebenfalls nicht. Aber nachdem ich diesen Blogbeitrag ein paar Tage ruhen lassen habe, konnte sich mein Gemüt ein wenig beruhigen und ich bin sogar zu einigen Ratschlägen gekommen, wie man sich die Freude am Social Media zurückholen kann (wenn auch nur ein wenig).
Ratschläge
1. Mach dein Ding
Klingt einfacher, als es ist. Aber wenn du einfach nur machst, worauf du Bock hast, dann ist die Plattform erst mal egal. Dein eigener kreativer Prozess rückt in den Vordergrund und der Post ist nur das Ergebnis.
2. Lass dir nix erzählen
Nur die Firma selbst weiß genau, wie die Algorithmen funktionieren und alla Accounts, die dir erzählen wollen, was du tun musst, um deinen Account voranzutreiben, spekulieren nur. Lass dich von den Social Media Beratern dieser Welt nicht verrückt machen. Nimm den Druck raus und verbeiße dich nicht Likes und Followerzahlen. Das sagt nicht über die Qualität deiner Arbeit aus.
3. Du musst gar nichts
Du hast heut keine Lust, etwas zu posten? Völlig Ok! Du steigst völlig aus Social Media aus? Auch OK! Es kann dich keiner zwingen und du solltest einfach darauf hören, was dir dein Bauch sagt. Solange es dir Spaß macht, mach doch.
Mir ist klar, dass das jetzt nicht die augenöffnenden Supertipps des Jahres sind. Aber es ist einfach nichts weiter als das. Mach, was dir Spaß macht und schon fällt es dir leichter es zu tun. Nimm es nicht so ernst und schon wird es leichter. Wenn man den Druck raus nimmt, dann nervt es auch nicht so sehr. In diesem Sinne viele Spaß und folgt mir auf meinen Kanälen oder abonniert meinen Newsletter.